Bis zur Einführung der Dampfschifffahrt wurde der Rhein mit Segelschiffen befahren. Während die Talfahrt aus eigener Kraft möglich war, mussten die Schiffe bergauf durch die schwierige Gebirgsstrecke mit bis zu zwanzig Pferden gegen die starke Strömung gezogen Pferde gezogen – getreidelt – werden. Eine Besonderheit in St. Goar waren die Leinenschlepper. Sie mussten verhindern, dass sich das Seil an Gegenständen verfing und Schaden nahm. Noch 1848 verdingten sich 40 St. Goarer Familien als Leinenschlepper. Bereits auf den getreidelten Schiffen mussten für die Passage des Abschnitts von St. Goar bis Bingen besonders ortskundige Steuerleute an Bord genommen werden, um die Schiffe sicher durch die gefährlichen Stromschnellen und Untiefen zu manövrieren. 1781 wurde die erste Zunftordnung für die St. Goarer Steuerleute erlassen.

Mit dem Aufkommen der Dampfschiffe und dem Wegfall der Zollbarrieren in der Mitte des 19. Jahrhunderts stieg das Transportaufkommen auf dem Fluss enorm an. Lotsen kamen zum Einsatz. Dies waren speziell für die Passage dieser gefährlichen Flussabschnitte ausgebildete Steuerleute, die ein Lotsen-Patent besaßen. Die St. Goarer Lotsen übernahmen die Schiffsführung auf der Strecke von St. Goar bis Kaub. Sie warteten an der sogenannten Lotsenbörse am Rheinufer, bis sie von einem Schiffsführer angefordert wurden. Dann ruderten sie mit ihrem kleinen Boot, der Schaluppe, zum Schiff und übernahmen das Ruder. Nach dem Ausbau der Rheinstrecke in den 1970er Jahren können alle Schiffe die Strecke ohne fremde Hilfe befahren. Die St. Goarer Lotsengemeinschaft wurde 1981 aufgelöst.