Bis 1979 stand hier das Hotel Lilie, die älteste Herberge am Mittelrhein. Bereits 1346 wurde sie im Rahmen eines Vergleichs zwischen Graf Johann v. Nassau und Graf Johann v. Katzenelnbogen erwähnt. Lange Zeit war sie eines der berühmtesten Häuser am Mittelrhein. Victor Hugo schrieb: „Zu St. Goar kann man eine ganze Woche recht gut beschäftigt zubringen. Man muss darauf bedacht sein, ein Wohnzimmer nach dem Rhein hinaus in dem sehr bequemen Gasthaus „Zur Lilie“ zu nehmen. Hier ist man zwischen der Katz und der Maus …“

Das Nachbarhaus befand sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz des St. Goarer Landrates Hans Carl Heuberger. Dort nahm Ferdinand Freiligrath während seines Aufenthaltes in St. Goar 1842 – 1844 Quartier. Gemeinsam mit anderen Dichtern und seinem Gastgeber Heuberger traf sich Freiligrath im Hotel Lilie, wo sie ihren revolutionären Gedanken nachgingen. Gesprächspartner waren unter anderen Hans Christian Andersen, August Hoffmann von Fallersleben und Karl Simrock. Freiligrath schrieb: „Der Sommer 1843 ist uns überhaupt mehr als bewegt dahingegangen; eine lebendigere Zeit ist mir selten durch die Stuben gelaufen.“ In St. Goar entstand auch Freiligraths Glaubensbekenntnis, eines der richtungsweisenden Werke des vorrevolutionären Deutschlands. Darin bekannte er sich zur Nationalen Einheit und zu einem freiheitlich-demokratischen Deutschland.