EUROPEAN ESSAYS ON NATURE AND LANDSCAPE
Autorenlesung mit Karl-Heinz Göttert am Samstag, dem 12. Oktober, um 18:30 Uhr in der Rheinfelshalle // Eintritt 5,- €
Natürliche Voraussetzungen oder kultureller Einfallsreichtum? Wo auch immer wir wohnen, ist der Boden unter unseren Füßen geologisch geformt und das Ergebnis einer langen, erdzeitlichen Geschichte. Besonders herausfordernd ist das Ergebnis für die Bewohner im Oberen Mittelrheintal. Das Engtal hat sich zwischen Bingen und Koblenz tief in die Umgebung gegraben. Der Rhein nimmt zahlreiche Bäche aus den Seitentälchen auf, die die Höhen des Taunus und des Hunsrücks entwässern. Durch die Kraft des Wassers entstanden also TAL UND TÄLCHEN. Die Enge, ja Schroffheit, die der Rhein und seine Zuflüsse als Akteure hier modellierten, eignen sich im Grunde wenig zum Leben.
Genau das geschah jedoch, weil Menschen einen Weg fanden, den Nachteil in einen Vorteil zu verwandeln, indem sie die Naturlandschaft zur Kulturlandschaft umformten. Sie brachen den Schiefer auf und nutzen den kargen Felsen zum Bau von Weinterassen. Seit Jahrhunderten entlockt man den kargen Felshängen so ein besonderes Luxusprodukt. Wo Zuflüsse in den Rhein münden, siedelten sich typischerweise Ortschaften an, die sich entlang der Ufer erstrecken. Über dem Tal thronen zahlreiche Burgen, die Maler und Schriftsteller zu ihrer Rheinromantik inspirierten. Karl-Heinz Göttert ist fasziniert von dem einzigartigen Zusammenspiel von Natur und Mensch. Der renommierte Germanist, der bei Koblenz geboren wurde, setzt sich intensiv mit dem Mittelrheintal als UNESCO-Welterbe auseinander und zeichnet sowohl Erdgeschichte als auch Menschheitsgeschichte nach. Zahlreiche Abbildungen und Karten illustrieren seinen Essay. Denn Durchbruchtäler, die sich in Höhenzüge eingekerbt haben, gibt es vielerorts in Europa – den Donaudurchbruch bei Weltenburg, den Rote-Turm-Pass in den Südkarpaten oder den Wipperdurchbruch etwa. Das Obere Mittelrheintal ist für diese Landschaftsform beispielhaft und hat man einmal die Kraft des Wassers erkannt, mit der Flüsse ihre Täler modellieren, erkennt man deren Schönheit auch anderswo.
Karl-Heinz Göttert, in Ehrenbreitstein geboren, ist Schriftsteller und war Professor für Germanistik an der Universität zu Köln. Auch nach seinem Ruhestand lehrte er weiter an den Universitäten in Prag, Hangzhou, Guangzhou und Shanghai. Thematisch befasst sich Göttert schwerpunkthaft mit der Literatur des Mittelalters, Rhetorik, Kulturgeschichte und Sprachgeschichte. Göttert veröffentlichte zahlreiche Romane und Essays, darunter „Der Rhein. Eine literarische Reise“. Sein Essay „Mythos Redemacht“ stand 2015 auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik. In TAL UND TÄLCHEN nähert Göttert sich nun erneut seiner alten Heimat an.
EUROPEAN ESSAYS ON NATURE AND LANDSCAPE Landschaften und Naturphänomene in Europa. Berichtet wird davon, was die jeweilige Landschaft ausmacht, was sie war, was sie ist, was sie wird. Die Autorinnen und Autoren haben freies Spiel, ihr persönlicher Zugang zur jeweiligen Landschaft bestimmt und führt den Text. Die Texte verleiten zum eigenen Naturerleben und -erforschen.