Der Marktplatz vor der Stiftskirche war der zentrale Ort der Stadt und bis heute ist hier die Jahrhunderte alte Geschichte lebendig. Seit Generationen wurden hier die Märkte, die dem Platz seinen Namen gaben, abgehalten. Einst war der Platz von einer mächtigen Linde gekrönt, unter der man sich versammelte, um wichtige Entscheidungen zu treffen – der Ort wurde daher auch Lindenplatz genannt. Die Eiche, die hier heute steht, wurde 1871 zur Erinnerung an die Gründung des Deutschen Reiches gepflanzt.
Auch Gerichtsverhandlungen wurden hier durchgeführt. An einer großen Pumpe konnte sich die St. Goarer Bevölkerung, die ‚Sangewerer‘, auf diesem zentralen Platz mit Wasser versorgen.
Umgeben war der Marktplatz von den Gebäuden, die Macht und Reichtum der Kirche repräsentierten: die Stiftskirchestand an seinem Ende, links das Kloster, rechts die Abtei– beide waren durch überdachte Gänge mit der Kirche verbunden. Die Abtei diente den Äbten von Prüm (Eifel), zu deren Besitztümern die Kirche des heiligen Goar seit dem 8. Jahrhundert gehörte, als Wohnung, wenn diese sich in St. Goar aufhielten. Nachdem die Grafen von Katzenelnbogen den Besitz der Prümer Äbte übernommen hatten, nahmen Burgmänner der Rheinfels das Gebäude zum Wohnsitz.
1577 wurde hier der herrschaftliche Getreidespeichereingerichtet. Erst 1922 wurden die letzten Reste der alten Abtei abgebrochen. Von den sakralen Gebäuden hat nur die Stiftskirche die Jahrhunderte überdauert.