Das Dorfbackhaus (Backes)
Der Backes in seiner jetzigen Form wurde im Jahre 1875 erbaut. Im Erdgeschoss wurden von einem Backraum die beiden Backöfen bedient. Das Obergeschoss diente als Gemeindesaal, zwischenzeitlich aber auch als Bedürftigenwohnung.
Alle Biebernheimer Bürger hatten das Recht hier Brot und Kuchen zu backen. Jeder Dorfhälfte war ein Ofen zugeteilt, Trennlinie war die „Lohbach”. Nach dem Elf-Uhr-läuten wurde per Los entschieden wer am folgenden Tag als 1. 2. 3. oder 4. backen durfte, genannt wurde das „Backesspiele” ! Am Backtag wurde der zu Hause vorbereitete Brotteig mit „Mannen” oder im „Wäenche” (Handwagen) zum Backes gebracht und auf den „Beiten” (Tischen) zu Brotleibern geformt.
Zwischenzeitlich wurde der Ofen mit „Schanzen” aus Holzreisig „gestocht” (geheizt). Danach wurde die Glut ausgeräumt und mit dem „Huddel” die Backfläche von der Asche gesäubert. Anschließend wurden die Brotleiber in den Ofen eingeschossen und gebacken. Das dauerte ca. 1 Stunde, Temperatur ca. 250 °C. In jedem der Öfen konnten ca. 15 – 20 Brote von ca. 3 kg Gewicht gebacken werden. Der gesamte Backvorgang durfte mit anheizen nur ca. 2 Stunden dauern. Öffentlich gebacken wurde hier bis ca.1965.
Das Backes heute
Derzeit ist ein Ofen in Betrieb. Er wurde 2000 zunächst in Stand gesetzt und im Jahre 2015 grundlegend saniert. Um die Tradition des Backens zu bewahren wird hier seit 2011 von den „Biebernheimer Backesburschen” wieder gebacken. Am Backtag wird früh morgens der Backes angeheizt, ein mit Sauerteig selbst hergestellter Brotteig zu Broten geformt und eingeschoben. Ofenwarm können die Biebernheimer anschließend das frische Backesbrot abholen und genießen.